Einmal Abendessen bei Mraz & Sohn
Ein Wunsch, den ich ganz lange Zeit mit mir herum trug.
Und dann wars endlich soweit.
An einem veregneten, kühlen Sommerabend fuhren Thomas und ich in die Brigittenau.
In den 20ten Bezirk, der Insel zwischen Donaukanal und Donau, wo schon TV-Kiwara Kottan ermittelte.
„Wallensteinstrasse 59, bitte“
„Aja, dort am Eck, gell? Da wo dieses Restaurant ist?“ fragte der Taxifahrer.
Ganz genau!
Ein graues Eckhaus. Vor der Milchglastür eine Türklingel und der Hinweis: Bitte klingeln.
Und trotz der Auszeichnung mit zwei Sternen, kein Michelin-Pickerl.
Der Empfang fast in der Küche. Nur der „Chefs Table“ trennt die offene Küche vom Empfang.
Die Atmosphäre ungezwungen, laut, lebendig. Auf Genuss eingestellt.
Jeder Teller:
Punkig und ohne ChiChi. Keine Schäumchen und Tupfen.
Dafür viel Geschmack: Intensiv und pur.
Es gibt ein Menü und keine Speisekarte. Allein die Zutaten werden uns zu Beginn präsentiert. In einem Einkaufswagerl.
Und dann geht’s los mit 13 Gängen:
Mit dabei Mieze Schindler Erdbeeren im Dashi-Sud mit Trüffel, Miesmuscheln mit Zitronencreme und Kohlrabi, Reinanken Escabeche, Spargel hauchdünn mit Himbeeren…
Eine Überraschung folgt dabei der nächsten.
Der Käsewagen drei Etagen hoch aus Stahl geschweist, mit Pi mal Daumen 30 verschiedenen Käsesorten.
Alle perfekt reif.
„Wie magst es denn gern? Mild, würzig. Kuh? Ziege und Schimmel darf auch?
Klar! Ich möcht am liebsten alle probieren.
Dazu gibts eine kleine Laugenbrezel und Trüffelhonig, der mich brummen lässt.
Und dann waren das auch:
Buchteln als Haupt-Dessert.
Eine berührende Hommage an die Wiener Mehlspeisküche.
Ofenheiß, duftend und flaumig.
Gefüllt mit süsssaurem Rhabarber. Dazu Kanarimilch mit fermentiertem Pfeffer, dessen Schärfe meinen Gaumen kitzelt.
Endlich, nach langem wieder mal ein Dessert, das ich niemals vergessen werde.
Dazu “Schöner Riesling” 2020 von Veyder-Malberg aus der Wachau. Saftig und süß.
Drei Worte: Zum reinlegen gut!
Am fraushohem Schnapswagen: Maiwipferl Likör. Ganz unten am Wagen entdeckt. Gut versteckt. Dickflüssig, grün.
Nur die Neugierigen suchen die Schmankerl in den unscheinbaren Apotheker-Flaschen.
Wie der schmeckt?
Harzig. Wie wennst in den Nadelwald beissen würdest.
Geht noch mehr Überraschung?
Klaro, und wie!
Und zwar als Finale.
Espresso & Süßes
Der Kaffee pipifein und dazu eine Art Nougat Montelimar, ein winziger Schokokuchen und verzuckerte Orangenzesten.
Ekstase!
Als wir zampackten, zum heim gehen, dachte ich: Kann ich hier wohnen?
Zuschaun, wie all diese atemberaubenden Gerichte entstehen.
Es war so verdammt gut, das ich euch zum Abschied am liebsten allen ein dickes Busserl gegeben hätte.
Danke liebe Mrazens, danke dem Team von Küche &Service.
Ihr seids Weltklasse.
Bis bald!
Bussi Baba