Buen Camino: Auf dem Weg zu mir selbst
Ich packte meinen Rucksack und ging auf Pilgerreise. Alleine. 1000 km quer durch Spanien bis nach Finis terre, dem Ende der Welt.
Ich bestimmte selbst, welche Abzweigung ich ging, ob ich gleich Pause machte oder später und welcher Ort mein Ziel für den Tag war. Mit jedem Schritt auf dem Weg durch die spanische Meseta, zwischen Himmel und endlosen Kornfeldern, wurde die Schwere auf meinen Schultern weniger.
Hier setzte ich mein oberstes Ziel: Egal was ich in Zukunft machen will, ich muss dabei ich selbst sein.
Plötzlich Gastronomin
Wieder zurück in Wien verbrachte ich einige Jahre mit verschiedenen Jobs, um meinen Lebensunterhalt zu verdienen.
Ich kochte in einer Montessori Kindergruppe als mich überraschend der Zufall herausforderte: Ich bekam die Möglichkeit ein vegetarisches Bistro zu übernehmen.
Und schwups: plötzlich war ich selbstständige Gastronomin und kochte jeden Tag für meine Gäste.
Die Macherin findet ihre Leidenschaft
Ich war gerade dabei, im Bistro eine Torte zu backen. Seit Kindertagen erstaunt es mich, wie aus Butter, Zucker, Eiern und Mehl so köstliche Leckereien wie Kekse, Kipferl und Gugelhupf entstehen.
Da dachte ich mir: „Wenn ich doch nur Konditorin wäre. Dann könnte ich jeden Tag tolle Torten backen.”
Ich verspürte große Lust zu backen. Und diese Lust wurde immer größer.
Kaum hatte es in meinem Kopf Klick gemacht, kamen Gäste nur wegen der Torten, Cafè-Besitzer:innen riefen mich an, um Torten für ihre Cafés zu bestellen und in meinem Mail-Postfach fand ich die erste Anfrage für eine Hochzeitstorte.
In den Kühlschränken stapelten sich bald Torten, das Mail-Postfach wurde immer voller und ich fühlte mich überfordert mit der Doppelbelastung Bistro und Torten. Ich musste entscheiden wie es weitergeht.
Ich brannte lichterloh dafür zu backen. Je mehr ich buk, desto mehr wollte ich wissen. Also entschied ich mich, die außerordentliche Lehrabschlussprüfung zur Konditor:in zu machen und ein Jahr später die Meisterprüfung.
Patisseriebücher statt Netflix, Schneebesen statt Badetuch, laute Flüche und wenig Schlaf begleiteten mich zu den Prüfungen.
Beide Prüfungen schaffte ich mit Bravour.
Heute fühle ich mich in meiner Backstube zu Hause wie damals in der Küche meiner Oma. Jeden Tag backe ich süße Leckereien für mehr Gaumenfreude. Backen ist die eine Sache, bei der ich immer nur auf mich selbst höre und mir mein eigener Maßstab bin. Hier nehme ich mir die Freiheit, Dinge anders zu denken und neue Wege einzuschlagen. Dabei entstehen Torten mit Persönlichkeit.